Filmarchiv - Bewegtes Bild: Film, Video


Derzeit umfasst der Bestand rund 1.600 Archiveinheiten. Fast alle Filme sind gefährdet: Sie bedürfen der Reparatur und der Restaurierung - beides sind aufwändige und teure Maßnahmen - aber diese Filme sind historischen Unikate, und daher sind sie diesen Aufwand wert.


Die Filmgeschichte hat viele technische Formate zur Aufzeichnung audiovisueller Signale hervorgebracht. Das spiegelt sich in unserem Bestand: Neben Filmmaterial in 8mm ("Normalacht"), Super8, 9,5mm, 16mm und 35mm befinden sich darin analoge und digitale Videoformate: Magnetbänder, Mini-DV, DVD, Beta SP, usw. Während einige Einheiten des Bestandes feuergefährliche Nitrozellulose-Filme enthalten, liegen die meisten Einheiten auf Sicherheitsfilm aus Acetat oder Polyester vor. Die jüngsten Formate, analoge Videocassetten und digitale Videoträger, sind zugleich die kurzlebigsten.


Der überwiegende Teil der Filme im SFA besteht aus Dokumentarfilmen, die so unterschiedliche Genres umfassen wie Lokalfilm, Familienfilm, Urlaubsfilm, Wochenschau, TV-Berichterstattung, Reportage, Feature, Reisefilm, Imagefilm, Produktwerbung und politische Propaganda.

 

 

Natürlich können wir hier nicht alle unsere Filme vorstellen, aber einige seien im Folgenden beschrieben, um Ihnen eine Vorstellung von der Spannweite des saarländischen Filmgedächtnisses zu vermitteln:

 

Die bisher ältesten Einheiten des Bestandes sind zwei Spielfilme aus dem Jahr 1911, die schon wenige Monate nach ihrer Produktion als britischer bzw. französischer Import in den Kinos des damaligen Saarreviers liefen. Bei beiden Filmen, die nur als Fragmente überliefert sind, und beide 1998 in Saarlouis wieder aufgefunden wurden, handelt es es sich um internationale Raritäten. Der britische s/w Hepworth-Film ist die einzige erhaltene Kopie weltweit, der französische schablonenkolorierte Pathé-Film ist eine von drei Kopien weltweit.

 

Unsere bisher ältesten Dokumentarfilme stammen aus den 1920er Jahren; es sind s/w 16mm-Familienfilme der Brauereifamilie Becker aus St. Ingbert.

 

Drei Beispiele der 1930er Jahre sind drei s/w Fragmente von 35mm-Nitrofilmen: ein Ufa-Wochenschaubericht von der Trauerfeier nach dem Gasometer-Unglück in Neunkirchen 1933, ein s/w-Film von der Einweihung des Kriegerdenkmals auf dem Schaumberg bei Tholey am 24. August 1930, und ein NS-Propagandafilm, der aus der Zeit des Saar-Abstimmungskampfes 1933-1935 stammt.

 

Der Wochenschaubericht über die Trauerfeier nach dem Gasometer-Unglück, die am 10. Februar 1933 stattfand, beginnt mit Aufnahmen vom Unglücksort in der Saarbrücker Straße in Neunkirchen und zeigt dann Bewohner sowie Feuerwehrleute bei Sicherungs- Aufräumungs- und Transportarbeiten. Es folgen Ansichten vom Unteren Markt während der Trauerfeier, wobei neben der großen Menge der Trauernden mehrere Redner zu sehen sind, sowie die Tribüne mit einigen der anwesenden Politiker u. a. aus NS-Deutschland und Frankreich.

 

Der Schaumbergfilm beginnt mit Ansichten des nahen Ortes Tholey und der dortigen Benediktinerabtei und geht dann zur Feier selbst über. Als Redner sind kirchliche Würdenträger zu sehen, um sie herum Kriegervereine und andere große Personengruppen in Massenchoreographie.

 

Der NS-Propagandafilm mit deutlich antifranzösischer Aussage geht zunächst anhand statistischer Daten auf die Wirtschafts- und Sozialstruktur des damaligen Saargebietes ein und sucht auf dieser Basis politisch Stimmung zu machen gegen die Verhältnisse unter der Völkerbundsverwaltung. Er suggeriert, der französische Staat schwäche durch rücksichtslose Ausbeutung der Saar-Kohlevorkommen systematisch die enorme Wirtschaftskraft der Region und gefährde das Leben der Menschen. Viele Aufnahmen dieses Films stammen aus Saarbrücken, darunter sind Impressionen vom Kohlehafen und einigen Gassen in Alt-Saarbrücken, die Alte Brücke mit der Reiterstatue von Kaiser Wilhelm I., das Schloß mit dem Ulanendenkmal, das neogotische Hauberisser-Rathaus in St. Johann, lebhaftes Verkehrsgetriebe am Bahnhof und in der Reichsstraße, Marktstände auf dem Neumarkt, die Trikolore über dem Eingang der Bergwerksdirektion. Es folgen Landschaftsbilder und dörfliche Ansichten, darunter die Tagesanlagen der Grube Jägersfreude im Sulzbachtal, Ansichten aus Schnappach und aus Quierschied, sowie Impressionen des bäuerlichen Lebens in einem anderen, noch nicht identifizierten Dorf, das nicht zum Kohlerevier gehörte. Dort sieht man z. B. Bäuerinnen und Bauern beim Wäschewaschen, bei der Kindererziehung, beim Umgang mit dem Vieh, bei der Feldarbeit mit dem Ochsengespann; zwei alte Leute sitzen mit ihrem Enkelchen vor einem Südwestdeutschen Einhaus, zwischendurch sieht man Bergleute auf dem Heimweg von der Schicht auf einer Dorfstraße, hinter ihnen ein Kriegerdenkmal in Obelisk-Form; ebenfalls auf einer Dorfstraße steht ein Linienbus mit dem Kennzeichen "Saar 9129".

 

 

 

 

 

 

Ein 35mm-Reisefilm von 1930, der in saarländischen Kinos lief und wie die drei oben genannten Nitro-Fragmente in Frankenholz (Stadt Bexbach) aufgefunden wurde, ist ebenfalls ein Fragment. Es handelt sich um die dritte Rolle des Reisefilms von einer Fahrt des legendären Starrluftschiffes Graf Zeppelin D-LZ 127. Er wurde während der Panamerika-Fahrt 1930 gedreht, denn er zeigt unter anderem das Schiff über der Baia de Guanabara mit dem Zuckerhut und Stadtteilen von Rio de Janeiro, die dieser Zeppelin am 25. Mai 1930 überquerte.

 

 

 

 

 

Ein 8mm-Amateurfilm, der in Sulzbach gefunden wurde, erinnert an den "Besuch des Bundespräsidenten Heuss in Sulzbach" anläßlich der staatlichen Rückgliederung des Saarlandes an die BRD (1. Januar 1957); zum gleichen Anlaß gibt es einen professionellen 16mm-Film des Kameramannes und Produzenten Horst Ohm, der den "Besuch von Heuss in Neunkirchen" filmte.

 

Ein Amateurfilm des St. Ingberters Adolf Rosch ist "Ouverture en Couleur". Rosch drehte den farbigen 8mm-Film während dreier Sommer 1962-1964 im Deutsch-Französischen Garten in Saarbrücken; zu sehen sind u.a. die Wasserspiele, die Seilbahn und die kleinbürgerliche Freizeitgestaltung in diesem Umfeld. Rosch selbst übergab diesen und weitere Filme an das SFA.

 

Schatzsuche, oder: Die Liste der verschollenen Filme

 

Verschollen nennt man alle Filme, bei denen bisher kein Film/Videomaterial vorliegt, von denen man aber aus anderen Quellen genau weiß, daß es diese Filme gegeben hat. Manchmal kennt man ihren Filminhalt, wenn er z.B. in einer Programmbeschreibung oder einer Filmkritik überliefert ist. Manchmal kennt man nicht einmal den Filmtitel, sondern weiß nur, wer den Film wann wo drehte.


Filmarchive sind immer auf der Jagd nach diesen verlorenen Schätzen, das macht unsere Arbeit so spannend. Wir laden alle Interessierten ein, sich aktiv an dieser Schatzsuche zu beteiligen: Informieren Sie uns, wenn Sie Filme finden, und geben Sie sie dem SFA, damit sie unserem Kulturerbe erhalten bleiben!


Erfolgreiche Schatzsuche will gut vorbereitet sein. Schon der Filmheld Indiana Jones musste die Schätze zuerst genau beschreiben, die er suchte. Auch unsere Schatzsuche nach verschollenen Filmen unserer Region basiert auf einer Suchliste mit allen bislang bekannten Informationen zum gesuchten Film.

 

Diese SFA-Suchliste umfasst bereits viele Titel von Profiproduktionen aus mehreren Jahrzehnten, darunter sogenannte "Lokalfilme", die Wanderkinos oder ortsfeste Kinos im Saarland bzw. der übrigen Grossregion selbst drehten oder in Auftrag gaben und anschließend in ihren Programmen vorführten.