Geschichte

 

1991 führte die saarländische Historikerin und Filmwissenschaftlerin Gerhild Krebs eine medienhistorische Stichproben-Recherche durch, um regionale Archivbesuche für eine Publikation zu planen. Was an alten Filmen und Filmplakaten hier und da im Saarland zu finden war, reichte jedoch für die Publikation nicht annähernd aus. Die Stichproben deckten nämlich eine enorme Lücke im saarländischen Kulturgut auf:

 

Seit der staatlichen Rückgliederung des Saarlandes an die Bundesrepublik (1. Januar 1957) hat sich keine einzige Landesinstitution der systematischen Sammlung, Pflege und Erhaltung des saarländischen Medienerbes gewidmet. Es fehlte von Anfang an eine Zuständigkeitsregelung für die Medienarchivierung. Zugleich mangelte es denjenigen regionalen Institutionen, die es zu ihrer Aufgabe hätten erklären können, auch an den nötigen Voraussetzungen: Fachkompetenz, Kreativität, Entschlossenheit, Mut und Durchhaltekraft.

 

Jahrzehntelang gab das Land daher aus Unkenntnis bzw. Desinteresse sein regionales Medienerbe dem Untergang preis. Deshalb verlor das Saarland im Laufe von Jahrzehnten unwiederbringlich eine unbekannte fünfstellige Anzahl filmischer Unikate und anderer Medienunikate: physisch zerfallen, weggeworfen, unkundig aufbewahrt oder absichtlich zerstört, bzw. absichtlich aus dem Land geschafft. Tausende von Objekten gingen z.B. alleine bei Schließungen von Kinos verloren, und beim Tod von Menschen, deren Sammlungen weggeworfen oder in alle Winde zerstreut wurden.

 

Um diesen chronischen Verlust nachhaltig durch fachkundige Arbeit zu ändern, suchte Krebs in der regionalen Archiv- und Filmszene nach Gleichgesinnten, die mit ihr gemeinsam am 7. September 1998 im Kultur- und Werkhof Nauwieser Straße 19 in Saarbrücken das SFA als gemeinnützigen kulturtreibenden Verein gründeten.

 

Das SFA machte schon kurz vor und kurz nach seiner Gründung im Frühsommer 1998 und im Frühsommer 1999 mit zwei internationalen Konferenzen erstmals von sich reden. Das 1. und 2. FilmArchivSeminar in Saarbrücken waren erfolgreich und förderten die Vernetzung des SFA mit der europäischen Filmarchivszene. Im Rahmen des 2.FilmArchivSeminars 1999 stellte das SFA überdies eine gut besuchte Freiluftveranstaltung in Spicheren auf die Beine, bei der als französische Premiere ein 76 Jahre lang verschollener Stummfilm mit Live-Begleitung auf einem Steinway-Klavier gezeigt wurde.

 

Mehrere Monate pro Jahr nur dem Organisieren von Konferenzen zu widmen, erwies sich als nicht sinnvoll. Daher konzentrierte sich das SFA in den folgenden Jahren konsequent auf innerregionale Vernetzung, Sammlungsaufbau und Forschung. Es galt, das Vorurteil zu entkräften, im Saarland gebe es kein schützenswertes Medienerbe in nennenswerten Mengen.

 

Das SFA hat den Beweis angetreten, dass das Gegenteil der Fall ist. Dies konnte schon mehrfach bei eigenen Veranstaltungen und im Rahmen von regionalen Veranstaltungsbeteiligungen belegt werden, beispielsweise 2002 bei der SFA-Matinée "Silberne Leinwand" in Saarbrücken, im gleichen Jahr beim regionalen Filmprogramm zur Tagung "Heimat" in Illingen, 2003 beim Saarlandtag in St. Wendel, 2008 beim 150jährigen Jubiläum der Sparkasse Saarbrücken, und 2009 durch die Wiederauffindung verschollenen Filmmaterials von der Antifaschistischen Kundgebung am 28. August 1934 in Sulzbach für eine Ausstellung der Stiftung Demokratie Saarland.

 

Während das Archivgut des SFA zunächst nur sehr langsam zunahm und bis 2005 noch in drei Räume von knapp 60qm passte, steigen seither die Abgaben und Deposita exponentiell an, sodass die Bestände mittlerweile rund 400qm Lagerraum benötigen. Dieser Lagerraum ist jedoch, genau wie die Gesamtsituation des SFA, absolut nicht dem angemessen, was ein Filmarchiv benötigt, das nach FIAF-Standards arbeiten will.


Angesichts der Tatsache, dass das SFA bis heute keinerlei öffentliche oder private institutionelle Förderung erhält, und daher noch immer gegen allergrößte Widerstände arbeiten muss, haben wir inzwischen eine beachtliche Sammlung aufgebaut, die einer klaren fachlichen Linie folgt. Die Beständeübersicht belegt zugleich die Vielfalt des archivwürdigen Sammlungsgutes.

 

Abwesende Freunde - das SFA ehrt ihr Andenken

 

Einige liebevolle, fachkundige, kluge und vorausschauende Menschen, die schon auf die große Reise gegangen sind, haben zu ihren Lebzeiten über Jahre hinweg als Mitglieder und Freunde des SFA sehr wertvolle Aufbauarbeit geleistet, indem sie ihren fachlichen Rat und ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellten - sie haben wesentlich dazu beigetragen, dass das SFA mit Gelassenheit, Heiterkeit und Optimismus in die Zukunft schaut:

 

Dave Berry (1943-2010), Journalist, Autor, Filmhistoriker und Filmarchivar, Cardiff und Saarbrücken

 

Britta Giegerich (1961-2005), Germanistin, Bibliothekswissenschaftlerin und freie Dozentin, Köln

 

Ralph Donald Böckle (1958-2006), Slawist und freier IT-Dozent, Saarbrücken